© 2023 Neda Savkovic - Heilpraktikerin
Mehr Mobilität mit der
Faszientherapie
Wenn von Faszien die Rede ist…
Faszien werden oft als bindegewebige Hülle um die Skelettmuskulatur
(Myofaszien) beschrieben. Das Fasziennetz umfasst jedoch weitaus mehr
als die Muskeln. Sie bilden auch Sehnen, Bänder und Gelenkkapseln. Sie
umhüllen innere Organe und sorgen dafür, dass diese an ihrer Position
bleiben, aber dennoch flexibel verschieblich sind (z.B. im Falle einer
Schwangerschaft). Faszien sind der wichtigste Wasserspeicher im Körper
und kommunizieren über chemische Prozesse bzw. Nerven mit vielen
anderen Strukturen im Körper.
Bei einer klassischen Faszienbehandlung werden zwar in erster Linie die
Muskelfaszien gelockert und geöffnet, der Effekt reicht jedoch oft sehr viel
tiefer in die Systeme des menschlichen Körpers hinein. Das Prinzip der
Zuglinien veranschaulicht diese Zusammenhänge. Beispielsweise zieht sich
die innere, tiefe Frontallinie der Faszien entlang der Wirbelsäule durch die
gesamte vertikale Körpermitte. Ist diese Zuglinie an einer Stelle blockiert,
kann sich dies z.B. auch auf die stabilisierenden Muskeln im Rücken
auswirken. Teil der tiefen Frontallinie sind ebenfalls die beiden großen
Kaumuskeln im Kieferbereich (M. Masseter und M. Temporalis). So kann die
erhöhte Spannung dieser Muskeln beim weit verbreiteten Zähneknirschen
oder Kieferpressen durchaus auch die Statik der Wirbelsäule und andere
Gelenke beeinflussen.
Verklebung und Umbau der Faszien
Die wahrscheinlich häufigste Ursache für Verklebungen der Faszien ist
Bewegungsmangel. Hier gilt tatsächlich der Grundsatz: „Wer rastet, der
rostet“ - denn durch Aktivität werden die Faszien ausreichend mit
Flüssigkeit versorgt, Dehungen und Beanspruchungen halten das Gefüge
geschmeidig. Ohne Bewegung trocknen Faszien regelrecht aus, werden zäh
und zum Ablagerungsplatz für Stoffwechselprodukte und Toxine, welche
nicht abtransportiert werden können. Diese Verklebungen können dann die
Durchlässigkeit und Flexibilität der Faszien auf ihrer ganzen Zuglinie stören,
mit Folgen für den Bewegungsablauf und möglichen Fehlbelastungen von
Gelenken.
Faszien besitzen außerdem die Eigenschaft, sich den Gegebenheiten
physisch anzupassen, sprich sie sind zum Umbau in der Lage. Bei diesem
Remodelling können sie sich verkürzen, verlängern, Gewebe zusätzlich auf-
oder abbauen. Die Anpassung findet oft über Jahre hinweg statt, wenn eine
dauerhafte Fehlbelastung vorliegt. Der Umbau ist zwar in der Regel wieder
rückgängig zu machen, jedoch oft mit einer zeitintensiven Körperarbeit und
zusätzlichen Behandlungen verbunden.
Eine direkte Behandlung der verklebten Faszien findet meist im Rahmen
einer ganzheitlichen Therapie statt und wird oft mit dem KINESIO® -Taping,
der Neuraltherapie oder anderen manuellen Verfahren kombiniert – je nach
Befund und Anforderungen. Bei der Behandlung werden mit manuellen
Techniken gezielt die Verklebungen im tieferen Gewebe gelöst. Die
Faszientherapie ist oft Teil der Behandlung von Sportverletzungen oder
wird unterstützend bei tief sitzenden Verspannungen angewendet.
Möglicher Einsatz bei folgenden
Symptomen bzw. Erkrankungen:
•
Verstauchungen, Bänder- bzw. Sehnendehnungen
an den Gelenken
•
Schmerzen und Bewegungseinschränkungen der
Schulter
•
Instabilität von Gelenken
•
Bänderrisse
•
Meniskusprobleme
•
Knieschmerzen
•
Pes Anserinus- Syndrom (Läuferknie)
•
Verspannungen im Schulterbereich
•
Rückenschmerzen an Hals-, Brust- und
Lendenwirbelsäule
•
Rückenverspannungen
•
Impingement Syndrom an der Schulter
•
Frozen Shoulder
•
Tennisarm / Golferarm- Karpaltunnelsyndrom
•
Verletzungen an der Achillessehne
•
Spannungskopfschmerz
Voraussetzung für die Faszientherapie ist eine
abgeschlossene Wundheilung (z.B. nach einer OP) und
der Ausschluss von entzündlichen Vorgängen. Je nach
Möglichkeiten des Patienten ist neben der direkten
Behandlung ein selbständiges Training empfohlen, um
die Flexibilität der Faszien aufrecht zu erhalten. Hier
kommt in der Regel auch die Faszienrolle zum Einsatz,
neben Dehnübungen und Atemtechniken. Präventiv
kann das Faszientraining auch das reguläre
Sportprogramm ergänzen, beispielsweise als
Aufwärmtraining oder als abschliessende Dehnübung.
Die Zuglinien der muskulären
Faszien - Tensegrity Modell.
Dass wir aufrecht stehen, gehen und Bewegungen ausgleichen
können verdanken wir unter anderem dem faszialen
Zugsystem im Körper. Die muskulären Faszien bilden
zusammen mit Sehnen, Bändern, Gelenkanteilen und dem
Skelett Linien im Körper, welche zwar unter Spannung stehen,
sich aber den Bewegungen anpassen und diese stabilisieren
können. Die Wirbelsäule fungiert hier ähnlich wie ein
Schiffsmast. Wird dieser durch den Wind unter Zug gesetzt,
sorgen die Seile der Takelage und Wanten mit Gegenzug dafür,
dass der Mast stabil stehen bleibt. Ein anderes Beispiel wären
die Schnüre eines Zeltes, sie arbeiten nach selbem Prinzip.
Eine Analyse der Körperstatik kann Aufschluß darüber geben,
wo im Körper die Zuglinien beeinträchtigt sind. Oft handelt es
sich hierbei um eine örtliche Verfestigung der Faszie, sprich an
einer oder mehreren Stellen werden sie zäh und verlieren an
Flexibilität.
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